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23.10.2024

Investitionen in Klimaschutz stärken Wirtschaft und Gesellschaft

Die neue Studie „Klimaneutrales Deutschland – von der Zielsetzung zur Umsetzung“ beschäftigt sich mit der hochaktuellen Frage, wie der Industriestandort Deutschland klimaneutral werden und gleichzeitig seine Wettbewerbsfähigkeit stärken kann. Die Agora Think Tanks, die Prognos AG, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, das Öko-Institut und die Universität Kassel haben gemeinsam untersucht, was nötig ist, damit klimaneutrale Gebäudemodernisierung und nachhaltige Mobilität praktisch umsetzbar und für alle bezahlbar werden.

Szenario für ein klimaneutrales Deutschland bis 2045

Die Studie entwirft ein Szenario für ein klimaneutrales Deutschland bis 2045. Sie analysiert verschiedene Sektoren, darunter Energie, Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft und Landnutzung, um die notwendigen Maßnahmen für einen klimaneutralen Wandel zu identifizieren. Der Bericht präsentiert detaillierte Maßnahmenpläne, die auf drei Säulen beruhen: preisbasierte Anreize, Marktregulierung und finanzielle Unterstützung. Dabei wird ein besonderer Fokus auf sozialen Ausgleich und gerechte Verteilung der Kosten des Übergangs gelegt. Das Szenario zeigt auf, dass Deutschland bereits im Jahr 2030 seine Klimaziele erreichen kann und dass eine klimaneutrale Wirtschaft bis 2045 möglich ist, wenn die richtigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Reduktionspfad der Treibhausgasemissionen bis 2045 (Agora Energiewende, Prognos, Wuppertal-Institut und Universität Kassel, historische Daten: Umweltbundesamt 2024)

Notwendige Maßnahmen

Folgende konkreten Maßnahmen empfiehlt die Agora-Studie zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045. Diese lassen sich in vier Hauptkategorien einteilen:

  1. Preisbasierte Anreize:
  • Die CO₂-Bepreisung soll fossile Energien verteuern und klimafreundliche Technologien attraktiver machen.
  • Eine Angleichung der Besteuerung von Diesel und Otto-Kraftstoff soll den Umstieg auf emissionsärmere Fahrzeuge fördern.
  • Reformen der Kfz-Steuer und der Dienstwagenbesteuerung sollen die Anschaffung von Null-Emissions-Fahrzeugen im Vergleich zu Pkw mit Verbrennungsmotoren finanziell attraktiver machen.
  1. Marktregulierung:
  • Einschränkung schädlicher Technologien: Durch gezielte Regulierungen sollen umweltschädliche Technologien vom Markt verdrängt und klimafreundliche Alternativen gefördert werden.
  • Planungssicherheit: Verlässliche klima- und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sollen Unternehmen und Haushalten die notwendige Sicherheit für Investitionen in klimaneutrale Technologien geben.
  • Kommunale Wärmeplanung: Die Kommunen sollen zügig zielkompatible Wärmepläne erstellen, um den Ausbau der Fernwärme zu beschleunigen.
  • Verbraucherschutz: Regeln zur Preistransparenz und eine Preisaufsicht sollen das Vertrauen in die Fernwärme stärken.
  • Stilllegung von Gasverteilnetzen: Gasverteilnetzbetreiber sollen die Möglichkeit erhalten, Teile ihrer Netze stillzulegen, um Haushalte zum Umstieg auf alternative Heizsysteme zu bewegen.
  • „Grüne“ Leitmärkte: Die Studie schlägt vor, durch die Schaffung grüner Leitmärkte, z.B. durch Emissionsgrenzwerte für neue Gebäude, den Umstieg auf klimaneutrale Produktionsmethoden in der Industrie zu beschleunigen.
  1. Finanzielle Unterstützung:
  • Investitions- und Betriebskostenzuschüsse: Der Staat soll Haushalte und Unternehmen finanziell unterstützen, um den Umstieg auf klimaneutrale Technologien, wie z.B. Elektrofahrzeuge oder Wärmepumpen, zu erleichtern.
  • Klimaschutzverträge: Die Studie empfiehlt, die Klimaschutzverträge für die Industrie fortzuführen und ihren Anwendungsbereich auszuweiten.
  • Förderung von KMU: Kleine und mittlere Unternehmen sollen bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen gezielt unterstützt werden.
  • Beschleunigte Abschreibungen: Sollen Investitionen in klimafreundliche Technologien für Unternehmen attraktiver machen.
  • Soziale Ausgleichszahlungen: Um übermäßige Kostenbelastungen für Haushalte und Unternehmen zu vermeiden, sollen gezielte Ausgleichszahlungen, wie z.B. die Fortführung der Strompreiskompensation, eingeführt werden.
  • Einkommensabhängiges Klimageld: Die Studie schlägt die Einführung eines einkommensabhängigen Klimageldes vor, um die CO₂-Bepreisung sozial gerecht zu gestalten.
  • Vergünstigte ÖPNV-Tickets und Mobilitätsgeld: Sollen den Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel attraktiver machen.
  1. Ausbau und Erneuerung nachhaltiger Infrastruktur:
  • Energienetze: Der Ausbau der Stromnetze ist zentral, um die wachsende Bedeutung von Strom als Energieträger zu bewältigen.
  • Wasserstoffinfrastruktur: Für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff ist der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur notwendig.
  • Fernwärmenetze: Die Studie sieht im Ausbau der Fernwärme ein wichtiges Instrument zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.
  • CO₂-Infrastruktur: Um CO₂ abzuscheiden und zu speichern, ist die Entwicklung und Umsetzung eines Planungs- und Finanzierungskonzepts für eine CO₂-Infrastruktur notwendig.
  • Ladeinfrastruktur: Der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der Elektromobilität.
  • Schienennetz: Die umfassende Ertüchtigung und Modernisierung des Schienennetzes soll die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ermöglichen.

Die Studie betont, dass ein ausgewogener Politikmix aus allen vier Kategorien der Schlüssel für die Transformation zur Klimaneutralität ist. Nur so können die notwendigen Investitionen mobilisiert, die soziale Gerechtigkeit sichergestellt und die praktische Umsetzung der Maßnahmen gewährleistet werden.

Fazit und die Bedeutung für Unternehmen

Die Agora-Studie „Klimaneutrales Deutschland – Von der Zielsetzung zur Umsetzung“ zeigt einen klaren Weg zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 auf. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass drei Viertel der notwendigen Investitionen ohnehin anfallen würden, da Maschinen, Industrieanlagen und Fahrzeuge im Laufe der Zeit ersetzt werden müssen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie bereits heute die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft stellen können und sollten, indem sie bei anstehenden Ersatzinvestitionen auf klimaneutrale Technologien setzen.

Konkret bedeutet das für Unternehmen:

Umlenkung von Investitionen: Anstelle von fossilen Technologien sollten Unternehmen in klimaneutrale Alternativen investieren. Dies betrifft sowohl die Energieversorgung als auch die Produktionsprozesse.

Nutzung von Fördermöglichkeiten: Die Studie empfiehlt einen Mix aus preisbasierten Anreizen, Marktregulierung, finanzieller Unterstützung und dem Ausbau nachhaltiger Infrastruktur. Unternehmen sollten sich über die vielfältigenFördermöglichkeiten informieren und diese nutzen.

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle: Die Transformation zur Klimaneutralität bietet Unternehmen die Chance, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und sich in zukunftsfähigen Märkten zu positionieren. Beispiele hierfür sind die Produktion von klimaneutralen Grundstoffen oder die Bereitstellung von Dienstleistungen im Bereich der erneuerbaren Energien.

Besonders die energieintensive Industrie in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Die Studie betont jedoch, dass die Transformation zur Klimaneutralität gleichzeitig eine Chance für die deutsche Wirtschaft ist, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und international eine Vorreiterrolle im Bereich der Zukunftstechnologien einzunehmen. Investitionen in Klimaschutz zahlen sich langfristig aus – sowohl für die Umwelt als auch für die Wirtschaft.