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28.10.2024

Erneuerbare Energien vs. Artenschutz

Die Diskussion um den Ausbau erneuerbarer Energien ist häufig von der Sorge um den Artenschutz geprägt. Gegner der Energiewende argumentieren oftmals, dass Windkraftanlagen eine Gefahr für Vögel, insbesondere für den Rotmilan, darstellen. Wie u.a. die Süddeutsche Zeitung berichtet, zeigen neue Forschungsergebnisse jedoch, dass diese Befürchtungen nicht haltbar sind.

Tod durch Windrad eher selten

In einer groß angelegten europäischen Studie „Life-Eurokite Plus“ wurden die Todesursachen von über 2.000 Rotmilanen in Europa untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Windenergieanlagen keine übermäßige Gefahr für die Tiere darstellen. In Deutschland stehen Windenergieanlagen sogar nur an fünfter Stelle der nicht natürlichen Todesursachen.

Die mit Abstand häufigste Todesursache ist das Fressen durch andere Tiere, gefolgt von Kollisionen mit Fahrzeugen. Windenergie ist für 8,3 % der Todesfälle von Rotmilanen in Deutschland verantwortlich. Trotz des starken Ausbaus der Windenergie ist der Bestand des Rotmilans in Deutschland stabil geblieben. Auch ist das Kollisionsrisiko bei neueren Anlagen geringer, da die Rotoren in größerer Nabenhöhe montiert sind und den Tieren mehr Raum unter dem Rotor bleibt.

Der Bundesverband Windenergie (BWE) betont angesichts dieser Ergebnisse, dass der Rotmilan gut mit dem Ausbau der Windenergie an Land koexistieren kann. Die neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass es wichtig ist, die Belange des Artenschutzes bei Planung und Bau von Windenergieanlagen zu berücksichtigen, aber auch, dass ein artenschutzverträglicher Ausbau der erneuerbaren Energien möglich ist.

Eine noch recht junge technische Entwicklung sind sogenannte Antikollisionssysteme (AKS), mit denen Windenergieanlagen künftig besser auf anfliegende Vögel reagieren und kurzfristig abgeschaltet werden könnten. Allerdings wird noch diskutiert, in welchen Fällen die Investitionen in die Systeme und die Ertragsausfälle für die Windkraftbetreiber akzeptabel sind. Über den aktuellen Stand informierte kürzlich das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende, das sich seit 2018 mit dem Einsatz von Kollisionsschutzsystemen in der Windenergie beschäftigt.

Auch die Fachagentur Wind befasst sich in einem Themenbeitrag mit dem Naturschutz (insbesondere Vögel, Fledermäuse) im Zusammenhang mit der Windenergie. Unter „Weiterführende Informationen“ finden sich Links zu einer Vielzahl weiterer Studien. Einige befassen sich auch mit der artenschutzoptimierten Betriebsführung von Windenergieanlagen.

Solarparks positiv für️ Artenvielfalt

Es gibt also keine neuen wissenschaftlichen Belege dafür, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien dem Artenschutz grundsätzlich schadet. Im Gegenteil: Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Solarparks die Artenvielfalt fördern können. Eine bundesweite Feldstudie im Auftrag des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft e.V. (bne), die Anfang 2025 vollständig vorgestellt wird, hat gezeigt, dass sich Heuschrecken und andere Insekten schnell und in großer Zahl auf Solarparkflächen ansiedeln. Darüber berichtete unter anderem das pv magazine. Solarparks bieten also vielen Arten einen geschützten Lebensraum.

Es ist wichtig, den Ausbau der erneuerbaren Energien so zu gestalten, dass die Belange des Artenschutzes berücksichtigt werden. Neue Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass ein artenschutzverträglicher Ausbau der erneuerbaren Energien möglich ist.

Foto: Rolf Peschel