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14.10.2019

„Der Trend geht seit einigen Jahren ganz klar in Richtung Eigenversorgung“

PV – wurde der erzeugte Strom früher gerne gegen hohe Einspeisevergütungen ins Netz gespeist, wird er heute lieber selbst genutzt. Das liegt insbesondere an den enorm gesunkenen Modulpreisen, mit denen der erzeugte Strom mittlerweile nur noch zwischen 3,7 und 11,5 Cent je Kilowattstunde kostet. Also erheblich weniger als beim Versorger. MVeffizient hat mit Torsten Nowack, Inhaber der Firma Solar Nowack in Augzin, über aktuelle Trends, Speicher und den 52 Gigawattdeckel gesprochen.

 

Torsten Nowack, Inhaber Solar Nowack, beim MVeffizient-Stammtisch in Waren (Foto: LEKA MV)

MVeffizient: Wie sehen Sie die Entwicklung in Sachen Photovoltaik was den Absatz und die Nutzung  in den vergangenen 10 Jahren in MV angeht?
Torsten Nowack: Nach der degressiven Entwicklung der Einspeisevergütung geht der Trend seit ein paar Jahren ganz klar in Richtung der Eigenstromversorgung wobei nur noch der ungenutzte Erzeugungsanteil (Überschuss) eingespeist wird. Diese Entwicklung ist auf die gesunkenen Anlagengestehungskosten und die gestiegenen Strompreise, auch im Gewerbestrombereich, zurückzuführen. Damit der Überschuss möglichst gering ausfällt, können beispielsweise Speicher die Erzeuger- und Verbraucherkurven glätten.

MVeffizient: Wie viele Photovoltaikanlagen werden mittlerweile zusammen mit einem Speicher verkauft?
Torsten Nowack: Im Gewerbebereich gibt es da keinen einheitlichen Trend. Wo die Lastkurve sich tagsüber weitgehend mit der Erzeugerkurve deckt und nachts kaum Verbrauch anliegt, braucht man über einen Speicher keine Rechnung anzustellen. Im Hotel und Krankenhaus jedoch liegen die Verbräuche ganztägig auf hohem Niveau. Hier kann es Sinn haben, größere Anlagenleistungen aus den Sonnenstunden in den Nachtbereich zu verschieben.

MVeffizient: Was wird Ihrer Meinung nach der Wegfall des 52 Gigawattdeckel auslösen? Einen Boom und wenn, in der Einspeisung oder in Sachen Speicher um den Autarkie-Grad zu erhöhen?
Torsten Nowack: Der Wegfall des „52 GW-Deckels“ ermöglicht zunächst erst einmal nur den Zubau neuer Einspeiseanlagen und berührt nicht den sowieso anhaltenden Trend zu Eigenversorgungsanlagen. Nichtsdestotrotz ist diese Maßnahme überlebenswichtig für die Energiewende. Es werden große Freiflächenanlagen benötigt, die durch ihre geringeren Gestehungskosten auch mit der Einspeisevergütung auskommen können und so für einen wichtigen Beitrag für mehr erneuerbare Energie im Netz sorgen.

MVeffizient: Warum sollten gerade Unternehmen Photovoltaik zur Eigenstromversorgung nutzen? Welche Vorteile bietet dies trotz 40 Prozent EEG-Umlage bei einer Anlage über 10 Kilowattpeak?
Torsten Nowack: Weil hiermit im Gegensatz zu den steigenden Gewerbestrompreisen immer noch deutlich günstiger und preisstabiler die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens geplant werden kann. Außerdem werden drohende Belastungen durch CO2-Emissionen und Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern vermieden.

MVeffizient: Welche Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen würden Sie sich wünschen bzw. wie könnte die Nutzung von PV-Anlagen in MV drastisch erhöht werden?
Torsten Nowack: Die Zulassung der 110m- Streifen an den Autobahnen war schon ein wichtiger Schritt. Wir würden uns wünschen, dass z. B. der Denkmalschutz oder die Weltkulturerbevorschriften nicht zu einem Ausschlusskriterium für die nachhaltige Daseinsvorsorge durch Photovoltaikanlagen werden. Die Genehmigung und der Netzzugang müssen unkomplizierter, schneller und günstiger werden. Außerdem sollten auch neue Ideen, wie das Mieterstrommodell oder Wärmeeinspeisung schnellstmöglich ihren Eingang in die Praxis finden.

 

Verfasst von: Kerstin Kopp