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17.10.2022

„Der Schmerz muss einfach groß genug sein, um Änderungen hervorzurufen.“

Dirk Klein, Nachhaltigkeitsmanager im Haffhus Ueckermünde bleibt angesichts der Energiekrise gelassen. Anders als vielen Hotel- und Restaurantbesitzern bereitet ihm weder der Preisanstieg beim Stromversorger noch die Verfügbarkeit von Erdgas Sorgen. In den letzten 15 Jahren hat er dafür gesorgt, dass die Hotel- und Ferienanlage am Stettiner Haff heute gänzlich auf fossile Energien verzichten kann. Im Interview mit MVeffizient erzählt Dirk Klein, was Unternehmen jetzt tun können, um ihre Energiekosten zu senken.

Dirk Klein, Manager für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Haffhus Ueckermünde (Foto: LEKA MV)

MVeffizient: Wie versorgt sich das Haffhus mit Energie?

Dirk Klein: Die Stromversorgung des Hauses und des E-Fuhrparks stellen wir mit Photovoltaik-Anlagen und Blockheizkraftwerken (BHKW) sicher. Die Versorgung der BHKW erfolgt mit einem Holzgasgenerator unter Einsatz von zertifizierten Waldrestholz-Hackschnitzeln. Die Wärmeversorgung ist durch die Abwärme der BHKW und eine leistungsstarke Außenluftwärmepumpe gewährleistet. Zusätzlich gibt es Wärme- und Kältespeicher, ebenso einen Batteriespeicher. Für die effiziente Steuerung aller Anlagen sorgt ein intelligentes Energiemanagementsystem. Das erforderliche Brauch-Warmwasser wird hygienisch einwandfrei über Frischwasserstationen in der Nähe der Verbrauchsorte erwärmt. Und natürlich achten wir auch weiterhin auf die effziente Nutzung der Energie: So gewinnen wir z. B. die Energie aus der Abwärme, die in der hohen Abluft-Feuchte im SPA-Bereich anfällt, effektiv mit Hilfe von Zeolith zurück.

MVeffizient: Was hat Sie schon so frühzeitig dazu bewogen, auf erneuerbare Energien umzustellen?

Dirk Klein: Die Erweiterung der Hotelanlage und insbesondere die Investitionen in den SPA-Bereich würden natürlich auch höhere Energieverbräuche mit sich bringen, das war uns damals bewusst. Eine Abhängigkeit von nur einem Energieträger birgt natürlich auch ein geschäftliches Risiko – das wollten wir vermeiden und nicht zuletzt dem Thema Nachhaltigkeit einen bedeutenden Stellenwert zukommen lassen.

MVeffizient: Wie fühlt es sich an, wenn man weiß, dass man selbst in Sachen Energie alles richtig gemacht hat, aber gleichzeitig sieht, wie viele andere Unternehmen gerade unter den Kosten leiden oder sogar Insolvenz anmelden müssen?

Dirk Klein: Hier bin ich etwas zwiegespalten. Natürlich wünscht man keinem die daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite hatte aber auch jeder die Chance, diese Situation durch Investitionen in Energieeffizienz und regenative Erzeugung erträglicher zu machen. Für sein Unternehmen ist man schließlich selbst verantwortlich. Dass unsere Landesregierung hier vor Jahren falsch abgebogen ist, ersetzt nicht die Eigenverantwortung. Der Schmerz muss einfach groß genug sein, um Änderungen hervorzurufen. Die Grundlage darf nicht fossile Energie heißen!

MVeffizient: Welche Maßnahmen sollten Unternehmen, die unter den aktuellen Energiepreisen leiden, Ihrer Meinung nach jetzt als erstes umsetzen?

Dirk Klein: Hier ist es wirklich wichtig, trotzdem gelassen an das Thema ranzugehen und ein nachhaltiges und ganzheitliches Energiekonzept für sein Unternehmen zu entwickeln. An erster Stelle stehen hier immer noch Einsparmaßnahmen in allen energetischen Bereichen – vom Wasser über Wärme, Kälte, Lüftung bis zum Strom. Das führt auch dazu, dass man bei späteren Investitionen die Leistung seiner zukünftigen Erzeuger für Wärme beispielsweise reduzieren kann. Was man im Detail tun kann, zeigen wir bei unseren Energie-Workshops.

MVeffizient: Vom 26.-28.10.2022 findet der nächste Energie-Workshop im Haffhus statt. Für wen ist der Workshop und was möchten Sie mit der Veranstaltung erreichen?

Dirk Klein: Dieser Workshop beschäftigt sich natürlich mit der Energiekrise. Unsere Lösung wird nur ein Beispiel sein. Wir legen hier diesmal besonderen Wert auf Effizienzmaßnahmen, zum Beispiel beim Wasserverbrauch und wir zeigen wie wichtig Daten sind,  insbesondere auch im Vergleich zu den Gästeübernachtungen in Hotels. Man kann aus diesen Erkenntnissen wichtige Schlüsse auch für die Änderung von Prozessen in seinem Unternehmen ziehen. Wir sehen, dass für diesen Winter schon viele Häuser Ihre SPA-Bereiche geschlossen haben, dass sollte im nächsten Winter vermieden werden. Dafür muss man aber was tun!

Herr Klein, wir danken Ihnen herzlichen für das Gespräch!

Melden Sie sich jetzt für den Experten-Workshop „Energiekrise“ im Haffhus an!

Alle Infos zum Energiekonzept der Hotel- und Ferienanlage.