04.04.2023

„Der Druck auf Unternehmen wächst zunehmend, etwas zur Erreichung von Klimazielen beizutragen.“

Unternehmen haben unterschiedliche Möglichkeiten, sich in Sachen Energieversorgung klimafreundlich aufzustellen. Zum Beispiel indem sie ihren Strom mit einer Photovoltaikanlage selbst erzeugen. Wenn allerdings keine Flächen für die Erzeugung zur Verfügung stehen, bleibt vermeintlich nur der Einkauf von Ökostrom beim Versorger. Dass es auch anders geht, zeigen gewerbliche Lieferverträge für Strom, sogenannte PPAs. Wir haben dazu mit Michael Claußner von Energy Brainpool gesprochen. Er ist Experte für erneuerbare Energien am Strommarkt sowie Beschaffungs- und Handelsstrategien für PPA mit Wind- und Solaranlagen. Im Interview erklärt er, welche Vorteile PPAs haben und worauf man als Unternehmer/in bei Verträgen achten sollte.

Michael Claußner ist Experte für PPA mit Wind- und Solaranlagen (Foto: Energy Brainpool GmbH & Co. KG)

MVeffizient: Herr Claußner, was versteht man eigentlich unter einem Power Purchase Agreement, kurz PPA?

Michael Claußner: Power Purchase Agreements sind Stromlieferverträge für förderfreien Grünstrom, die sich i. d. R. auf Strom aus zuordenbaren Erneuerbare-Energien-Anlagen beziehen. Das ist zugleich das Differenzierungsmerkmal im Vergleich zu heute in der Breite am Markt verfügbaren, herkömmlichen Ökostromprodukten.

MVeffizient: Welche Vorteile bietet der Strombezog direkt beim Anlagenbetreiber für Unternehmen?

Michael Claußner: Der Druck auf Unternehmen wächst zunehmend, etwas zur Erreichung von Klimazielen beizutragen. Unsere Kunden berichten sowohl von kundenseitigen Nachhaltigkeitsanforderungen im B2B-Bereich innerhalb bestehender Lieferketten, als auch von gestiegenen Erwartungen aufseiten der Finanzierung. Der Abschluss grüner PPA stellt eine vergleichsweise kostengünstige und innerhalb einiger Monate umsetzbare Maßnahme dar, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

MVeffizient: Was sollten Firmen beim Abschluss eines Liefervertrages beachten?

Michael Claußner: Da die Verträge häufig für Strom aus fluktuierend erzeugenden Wind- und Solaranlagen geschlossen werden, sollten sich Firmen vorher mit dem Thema Beschaffungspreisrisiken auseinander setzen und prüfen, ob diese angemessen im PPA-Preis als Abschlag berücksichtigt sind.

MVeffizient: Wie wird sich der Markt in Deutschland hinsichtlich PPA Ihrer Meinung nach zukünftig entwickeln?

Michael Claußner: Die weitere PPA-Marktentwicklung hängt stark von den Strompreisen und den anstehenden EEG-Reformen ab. Grundsätzlich sind sich die meisten Markt- und Politikakteure jedoch einig, dass der Markt für Corporate PPA wachsen soll.