13.02.2023
„Das ist kein „nice to have“ oder Trend, sondern Voraussetzung für den langfristigen Fortbestand des Betriebs.“
Unternehmen sorgen nicht nur für Wertschöpfung, sie haben auch Einfluss auf Klima und Ökosysteme. Der Einsatz und die Verarbeitung von Rohstoffen führt z. B. zu Emissionen, Abwasser, Lärm, Abfall und zur Versiegelung von Flächen. Um diese Umweltaspekte möglichst gering zu halten bzw. zu reduzieren und nachhaltig zu gestalten, ist es zunächst wichtig, diese zu erfassen, z. B. mit einer CO₂-Bilanz. Wir haben mit Sarah Trabazo-Neff und Konstantin Pfoser von der Agentur 2020 darüber gesprochen, warum die Auseinandersetzung mit den eigenen Auswirkungen auf die Umwelt heutzutage ein Muss für Unternehmen ist, wie das am besten gelingt und worauf es bei der Kommunikation ankommt.
MVeffizient: Warum sollten Unternehmen sich mit dem Einfluss, den Sie mit ihrer Tätigkeit auf die Umwelt und das Klima ausüben, auseinandersetzen?
Sarah Trabazo-Neff und Konstantin Pfoser: Sich als Unternehmen mit seinen Auswirkungen auf Umwelt und Klima auseinanderzusetzen ist aus verschiedenen Perspektiven geboten. Das ist kein „nice to have“ oder Trend, sondern Voraussetzung für den langfristigen Fortbestand des Betriebs. Die Gründe sind vielfältig: Von der kommenden gesetzlichen Regulatorik zur Berichterstattung über die Erwartungen von Mitarbeitenden oder die Resilienz der eigenen Lieferkette bis hin zu finanziellen Mehrbelastungen für schädliches Verhalten durch die Einpreisung von Umweltauswirkungen. Neben der Verantwortung für zukünftige Generationen gehört es einfach zum unternehmerischen Risikomanagement, sich aktiv und ernsthaft mit den Facetten der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.
MVeffizient: Über welche Methodik gelingt das Ihrer Meinung nach am besten? Mit der Integration eines Energie- und Umweltmanagementsystems (50001, 14001, EMAS) oder mit einer Nachhaltigkeitsberichterstattung?
Sarah Trabazo-Neff und Konstantin Pfoser: Wir müssen in unserer täglichen Arbeit bis heute leider feststellen, dass kaum ausreichende Methoden zur Verfügung stehen, um Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen zu messen. Energie- und Umweltmanagementsysteme sind gute Methoden, adressieren allerdings nur einen bestimmten Bereich der Umweltauswirkungen von Unternehmen. Und Nachhaltigkeitsberichterstattung dient vor allem der Kommunikation. Um die Grundlagen dafür zu schaffen und Nachhaltigkeit ganzheitlich messbar zu machen, haben wir das Reifegradmodell unternehmerischer Nachhaltigkeit entwickelt. Mit seiner Hilfe können Unternehmen ihre Fortschritte entlang der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) messen und die nächsten Schritte strukturiert angehen.
MVeffizient: In der vergangenen Zeit wird in den Medien häufiger darüber berichtet, dass Unternehmen sich zu Unrecht mit dem Label „klimaneutral“ schmücken. Was sollte man also bei der Kommunikation beachten?
Sarah Trabazo-Neff und Konstantin Pfoser: Nachhaltigkeitskommunikation hat das grundsätzliche Problem, dass Buzzwords wie „klimaneutral“ bei Verbraucher:innen zunächst außerordentlich positive Assoziationen wecken – das Thema ist den Menschen wichtig. Aber die mittlerweile zahlreichen aufgedeckten Fälle von Greenwashing zeigen, dass ungeschickte oder irreführende Werbung zu gravierenden Imageverlusten führt. Viel wichtiger als ein grün angemaltes Produkt ist eine ehrliche und transparente Kommunikation über die aktuelle Unternehmenssituation sowie die Strategie in Bezug auf Nachhaltigkeit. Es gilt also, nicht nur zu zeigen, was man bereits erreicht hat, sondern auch, welche Herausforderungen noch auf einen warten und wie man diese ganz konkret angehen wird. Wer so kommuniziert und alle Beteiligten mitnimmt auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit, der schafft Vertrauen – Ehrlichkeit zahlt sich letzten Endes aus.
Mehr rund um das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen sowie zur Erstellung der eigenen CO₂-Bilanz erfahren Sie bei unserem kostenfreien Online-Stammtisch am 21.02.2023, 17:00 Uhr. Hier geht´s zur kostenfreien Anmeldung!