23.09.2021

„Das gute Gefühl, die Umwelt nicht zu belasten, wird nur noch vom Spaß am Fahren übertroffen.“

Immer mehr Menschen entscheiden sich für ein elektrisch betriebenes Fahrrad. Allein 2020 gingen 2 Millionen E-Bikes über den Ladentisch. Anfang 2021 waren lt. Statistischem Bundesamt 7,1 Millionen E-Bikes auf deutschen Straßen unterwegs. Damit besaß durchschnittlich rund jeder achte Haushalt in Deutschland mindestens ein Elektrofahrrad. Zum Vergleich: Anfang 2020 war es noch jeder neunte Haushalt. Janina Kuhrt, verantwortlich für das Marketing der Kampagne MVeffizient, hat sich bereits 2019 ein E-Bike zugelegt. Im Interview erzählt sie, warum und welche Maßnahmen jeder einfach und schnell umsetzen kann, um das Klima zu schützen.

Janina Kuhrt mit ihrem E-Bike unterwegs in Wismar (Foto: Privat)

 

MVeffizient: Frau Kuhrt warum haben Sie sich für die Anschaffung eines E-Bikes entschieden?

Janina Kuhrt: Ich wohne mit meiner Familie in Wismar, einer kleinen Stadt. Die täglichen Wege zur Arbeit, zum Einkaufen und zu Freizeitaktivitäten mit Kind und Kegel, häufig bergauf, können wir dank der E-Bikes angenehm klimaneutral zurücklegen. Innerhalb der Stadt verzichten wir so zum größten Teil auf den PKW. Dabei wird das gute Gefühl, die Umwelt nicht zu belasten, nur noch vom Spaß am Fahren übertroffen.

MVeffizient: Wie viel CO2 sparen Sie durch die Nutzung des E-Bikes pro Jahr?

Janina Kuhrt: Allein dadurch, dass wir die E-Bikes für die Wege zur Arbeit nutzen, sparen wir jährlich ca. 280 Kg CO2 ein.

MVeffizient: Knapp 30 % der E-Bikes, die hierzulande unterwegs sind, werden von Unternehmen genutzt unter anderem, um z. B. Mitarbeitern einen Anreiz zu geben den Arbeitsweg mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückzulegen. Wie funktioniert das?

Janina Kuhrt: Das Unternehmen schließt einen Rahmenvertrag mit einem Dienstrad-Anbieter ab. Die Mitarbeiter haben dann die Möglichkeit sich ein Fahrrad oder E-Bike zu besonders guten Konditionen zu leasen im Rahmen der 0,25 %-Regel. Danach wird der Bruttolistenpreis des Rades (1 % des auf volle 100 Euro abgerundeten Viertels der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers) dem steuerpflichtigen Gehalt des Arbeitnehmers aufgeschlagen. So erhalten Mitarbeiter bis zu 37 % Preisnachlass auf ihr neues Rad. Das Leasing ist für Fahrräder, E-Bikes und S-Pedelecs mit einer unverbindlichen Preisempfehlung zwischen 649,- € bis 15.000,- € möglich. Dabei hat der Arbeitnehmer die freie Modellwahl, kann sich sein neues Bike bei jedem Händler vor Ort aussuchen und direkt losfahren – auch in der Freizeit.

Die Vorteile mit dem Rad anstatt dem Auto in die Firma zu fahren liegen klar auf der Hand:

  • Nachhaltiger Umweltschutz: Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens,
  • Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber,
  • Förderung der Mitarbeiter-Gesundheit, weniger Krankentage,
  • Steuervorteile,
  • Zeitersparnis durch Wegfall von Staus und Parkplatzsuche,
  • Keine Luftverschmutzung,
  • Keine Lärmbelästigung.

MVeffizient: Die LEKA MV vergibt derzeit Fördermittel für die Ladeinfrastruktur der Fahrrad-E-Mobilität im ländlichen Raum. Für wen gilt die Förderung und wie hoch ist diese?

Janina Kuhrt: Die aktuelle Förderung gilt für Kommunen, Gemeinden sowie gemeinwohlorientierte, nicht wirtschaftliche Einrichtungen und Vereine. Aber auch gewerbliche Nutzer sind berechtigt einen Antrag zu stellen – sofern sie nicht anderweitig förderberechtigt sind. Achtung: Oberzentren sowie touristische Hotspots mit mehr als 100.000 Übernachtungen im Jahr sind vorerst nicht antragsberechtigt. Die Förderquote beträgt bis zu 95 % der förderfähigen Kosten für nicht-wirtschaftlich tätige Antragsteller bzw. bis zu 50 % für wirtschaftlich tätige Antragsteller. Maximal gibt es 5.000 Euro je Ladepunkt. Alle Infos und den Antrag gibts auf der Webseite der LEKA MV.

MVeffizient: Nicht nur, was die Mobilität angeht entscheidet sich jeder von uns – ob Privatperson oder Unternehmer – täglich etwas für oder gegen den Klimaschutz zu tun. Worauf achten Sie beim Einkaufen und was kann auch jedes Unternehmen ganz einfach umsetzen.

Janina Kuhrt: Ich achte darauf regionale, saisonale und/oder Bio-Lebensmittel zu kaufen, auch um so die Wirtschaft vor Ort zu stärken. Ich kaufe fair produzierte Kleidung, häufig Second-Hand. Außerdem ist es mir wichtig Plastik zu vermeiden, wo es nur geht. Mittlerweile ist das Angebot an Alternativen in allen Bereichen so breit gefächert, dass es keine Einschränkung mehr bedeutet, beim Einkaufen an das Klima zu denken.

Auch Unternehmen haben diesbezüglich viele Möglichkeiten ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Es sind nicht nur die „großen“ Energieeffizienz-Maßnahmen, zu denen meine Kollegen und ich die Unternehmen in unserem Land informieren und beraten; bereits bei den alltäglich notwendigen Dingen wie Toilettenpapier, Büromaterial und Putzmittel, die in jedem Unternehmen benötigt werden, können Unternehmer mit wenig Aufwand viel Gutes tun. Auch die Versorgung der Mitarbeiter bietet vielfältige Möglichkeiten: Getränke in Glasflaschen oder aus dem Wassersprudler oder Obst und Gemüse vom Hof aus der Region in der Kantine. Wenn Unternehmen ein umwelt- und klimabewusstes Handeln vorleben, ist dies ein wichtiger Baustein hin zu einer lebenswerten Zukunft.