Müritzeum – 60% Energieeinsparungen ohne große Investitionen

Im Müritzeum (www.mueritzeum.de) in Waren (Müritz) kann man die heimische Natur unmittelbar erleben. Auf etwa 2.300m² werden in den zwei Häusern des NaturErlebnisZentrums Ausstellungen zur Natur und Umwelt der Seenplatte gezeigt. Das Haus der 1000 Seen dominiert dabei mit seiner imposanten Architektur als modernes Gebäude, gegenüber dem historischen Gebäude, dem Haus der Sammlungen, das bereits seit 1929 die Naturhistorischen Sammlungen beherbergt. Ein Highlight ist die umfangreiche Aquarienlandschaft. Es gibt 25 Becken mit ca. 200.000 Litern Wasser, in denen etwa 50 Fischarten, Krebse und andere Wasserbewohner zu entdecken sind. Die Umgebungstemperatur soll hier unabhängig von der Jahreszeit konstant bei 19°C gehalten werden. Denn bei dieser Temperatur herrschen optimale Bedingungen für Wasserpflanzen und Fische.

Es ist leicht ersichtlich, dass das Müritzeum damit auch energetisch herausgefordert ist. Unser technischer Berater Ralf Stüber war auf Anfrage des Müritzeums kürzlich vor Ort, um sich mit dem technischen Leiter des Müritzeums, Andreas Krüger, und seinem Kollegen, Tilo Herchenbach, über weitere Energieeffizienzmaßnahmen auszutauschen. Durch die Umsetzung relativ einfacher Maßnahmen ist es dem Technik-Team bereits selbst gelungen, den Gasverbrauch von 42.782 m³ im Jahr 2019 auf 17.487 m³ im Jahr 2023 zu senken. Das bedeutet eine Ersparnis von knapp 60%! Womit das möglich war, haben wir Andreas Krüger und Tilo Herchenbach direkt gefragt.

Das Müritzeum (Foto: Felix Gaensicke)

Einsparpotenziale maximal ausschöpfen

MVeffizient: Sie haben bemerkenswerte Energieeinsparungen erzielt, ohne zusätzliche Investitionen zu tätigen. Welche Maßnahmen waren besonders effektiv und welche Herausforderungen haben Sie dabei erlebt?

Andreas Krüger: Die große Herausforderung bestand grundsätzlich darin, den von der Geschäftsführung vorgegebenen komplexen Einklang zwischen maximalem Ausschöpfen des Einsparpotenzials bei gleichzeitigem Wohlbefinden der Gäste, des Tierbestandes und des Personals sowie dem Einhalten kuratorischer Rahmenbedingungen für das naturhistorische Sammlungsgut in der Ausstellung und in den Magazinen zu finden. Die größten Einsparungen im Haus der 1000 Seen konnten wir mit neuen Einstellungen der vorhandenen Haustechnik erzielen: Änderung der Heizzeiten, genau angepasst an Öffnungszeiten; Abschalten aller nicht benötigten Heizkreise in den Monaten April bis Oktober; Anpassung der Vorlauftemperatur aller Heizkreise auf höchstens 52°C, bei günstiger Witterung auch darunter; Absenken der Temperatur des Warmwasservorhaltekessels auf 40°C und täglich einmaliges kurzes Aufheizen des Wassers auf über 70°C, um die gesetzlichen Grundlagen zu erfüllen (Legionellenvorbeugung). Zudem erfolgt die Beheizung der Ausstellung nur noch über die Lüftungsanlage, da eine bessere Eingriffsmöglichkeit auf Temperaturen über die Gebäudeleittechnik möglich ist – die Raumtemperatur ist auf 19°C in der Abluft eingestellt, die statischen Heizkörper in den Ausstellungsräumen sind ausgeschaltet. Die Öffnungsintervalle der teilautomatischen Haustüren zum Außenbereich wurden verkürzt, um weniger Wärme entweichen zu lassen. Die Türen in den Büros blieben geschlossen. Im Haus der Sammlung griffen vergleichbare Maßnahmen, allerdings konnte hier unabhängig von Schließzeiten weniger Gas eingespart werden, da das Sammlungsgut bestimmte Lagerkriterien aufweist, die unabwendbar sind. Hier konnte nur durch Abschalten der Heizkreise in den warmen Monaten und absenken der Vorlauftemperaturen auf 48-50°C sowie in Teilen der Einsatz von programmierbaren Thermostaten Einsparungen erzielt werden. Der Verbrauch im Haus der Sammlungen senkte sich von 2018 mit 13.478m² auf 2023 mit 10.868m³ pro Jahr, was immerhin eine Ersparnis von 20% entspricht.

Diszipliniertes Energiemanagement

MVeffizient: Sind aus Ihrer Erfahrung auch oft unterschätzte Punkte wie regelmäßige Wartungen und technische Anpassungen, wie die Umstellung auf LED-Technik, relevant für Reduktion des Energieverbrauchs?

Andreas Krüger: Die kleinen Details summieren sich zu beachtlichen Einsparungen. Die Lüftungsanlage wird regelmäßig geprüft und gewartet. Durch reine und saubere Filter reduziert sich der Energiebedarf für die Lüftermotoren. Die Kälteanlage wurde im Richtungsbetrieb umgestellt – von rücklaufgesteuerter Temperatur auf vorlaufgesteuerter Temperatur. Effekt: das Kälteaggregat läuft nicht mehr nahezu rund um die Uhr, sondern nur noch, wenn Kälte den Anlagen zugeführt werden muss bzw. eine Abnahme aus der Kälteleitung erfolgt. Hier haben wir das Prinzip der Heizung übernommen und versprechen uns erhebliche Stromeinsparungen. Im Haus der Sammlungen wurden 2018 alle Leuchten (Ausstellung sowie Notbeleuchtung) auf LED umgerüstet, im Haus der 1000 Seen wurde die Beleuchtung im Foyer, in den Besucher-WCs, die Architektur- und Wegebeleuchtung sowie die komplette Notbeleuchtung auf LED umgerüstet, die Nutzungszeiten aller relevanten Anlagen für die Ausstellung über die Gebäudeleittechnik auf die Öffnungszeiten angepasst. Dies war zum Teil mit geförderten Investitionen verbunden, die Einsparungen im Haus der Sammlungen waren dabei jedoch immens – von 2017 mit 28.374 kW/h auf 2023 mit 13.296 kW/h pro Jahr, was knapp 55% Einsparung entspricht.

Im Technik-Raum (Foto: Ralf Stüber)

MVeffizient: Wie nutzen Sie konkret digitale Technologien zur Überwachung und Steuerung des Energiebedarfs im Müritzeum, und welche Vorteile bieten diese Systeme für Ihr Energiemanagement?

Andreas Krüger: Der Energiebedarf und der Energiefluss sind digital aufgezeichnet und werden täglich geprüft. Über unsere Gebäudeleittechnik können wir alle Einstellmöglichkeiten wie Nutzungszeiten, Heizkurven, Temperaturen individuell justieren und einstellen.

In der Ausstellung (Foto: Ralf Stüber)

MVeffizient: Welche weiteren Pläne haben Sie, um die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Müritzeum zu verbessern?

Andreas Krüger: Weitere Überlegungen gehen in Richtung programmierbare Thermostate in Büroräumen, um unnötige Heizleistungen zu begrenzen sowie weiterer sukzessiver Austausch der Beleuchtung von Halogen auf LED im Haus der 1000 Seen.

(Foto: Mirko Runge)

Wir danken dem gesamten Team des Müritzeums für den Einblick und das Teilen der Erfahrungen!

 

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