06.06.2023

„Seit 15 Jahren ohne einen einzigen Ausfall“

Zusätzlich zu seiner 35 kW Außenluft-Wärmepumpe, die für Wärme in den Räumen sorgt, hat unser Technischer Berater Arne Rakel in seinem Haus eine Abluftwärmepumpe installiert. Diese nutzt die warme Abluft der Lüftungsanlage um warmes Wasser bereitzustellen. Damit wird im Sommer nicht nur die Heizungswärmepumpe entlastet, sondern auch die Wärme aus der Lüftungsanlage optimal genutzt. Wie das geht und welche Vorteile und positiven Nebeneffekte dies hat, erzählt der Ingenieur im Interview.

Arne Rakel mit Abluftwärmepumpe (Foto: Privat/Arne Rakel)

Arne Rakel mit Abluftwärmepumpe (Foto: Privat/Arne Rakel

 

MVeffizient: Herr Rakel, wieso haben Sie zusätzlich zur eigentlichen Wärmepumpe noch eine weitere installiert, die ausschließlich für die Erwärmung des Trinkwassers im Haus sorgt?

Arne Rakel: Die Heizungswärmepumpe hat im Sommer aufgrund der höheren Quelltemperaturen zwar grundsätzlich eine höhere Leistungszahl, diese wird aber durch die hohen Kondensationstemperaturen für Trink-Warmwassererwärmung wieder gesenkt. Darüber hinaus ist es nicht gut für die Anlagenlebensdauer, wenn die hohe verfügbare Erzeugerleistung mit ca. zehnfacher Überleistung den Trinkwarmwasser-Speicher laden muss. Ergebnis wären viele Starts und Stopps und übrigens, selbst bei stiller Verdampfung im Sommer, ein deutlich wahrnehmbares Betriebsgeräusch der Heizungs-Wärmepumpe bzw. des Außenluftverdampfers.

MVeffizient: Welche Vorteile hat eine solche Abluftwärmepumpe?

Arne Rakel: Über die eben genannten Punkte hinaus, sorgt die Abluftwärmepumpe auch im Winter für den erforderlichen Mindestluftwechsel und die maximale Energieausnutzung der Abluft des Gebäudes. Sie arbeitet autark, zeitgesteuert, regelbar und verfügt neben einer eingebauten redundanten Elektroheizpatrone auch über Anschlüsse zur Zirkulation und einen Wärmetauscher zur Nachheizung. Positiver Nebeneffekt dabei: Die kühle und trockene Fortluft der Abluftwärmepumpe ist im Sommer auch im Hauswirtschaftsraum willkommen.

MVeffizient: Nutzen Sie diese ganzjährig, oder ist der Einsatz auf bestimmte Jahreszeiten begrenzt?

Arne Rakel: Die Anlage hat ein Trink-Warmwasservolumen von 300 Liter und versorgt zwei Wohneinheiten mit vier Personen ganzjährig und zuverlässig mit 55 °C warmem Wasser. Einmal alle 14 Tage wird die Anlage thermisch hygienisiert. Das übrigens schon seit 15 Jahren ohne einen einzigen Ausfall bei zweijährigem Wartungsrythmus. Eine sicherere und klimafreundlichere Warmwasserbereitung mit so großer Zuverlässigkeit kann man sich kaum vorstellen. Vor allem der Mehrfachnutzen von Wärmerückgewinnung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Entfeuchtung und Kühlung macht diese Anlagen eigentlich unschlagbar. Das Ganze zu Kosten von einem Drittel zur elektrischen Bereitung.

MVeffizient: Warum haben Sie sich für eine Wärmepumpe und nicht für eine Solarthermieanlage entschieden, die ja ebenfalls gerne zur Warmwasserbereitstellung genutzt wird?

Arne Rakel: Die Abluft-Wärmepumpe hat übers Jahr gesehen deutliche Vorteile zur Solarthermie. Sie arbeitet auch bei Bewölkung und des nachts und nutzt die durch den erforderlichen Mindestluftwechsel anfallende Abwärme des Gebäudes maximal aus. Ideale Ergänzung wäre hier eher eine PV-Anlage, welche das Warmwasser dann mit Faktor 3 erwärmen kann und deshalb entweder nur ein Drittel so groß oder zwei Drittel des PV-Ertrags für andere Zwecke nutzbar lässt. Wohlgemerkt, im Vergleich zur momentan auch oft thematisierten Warmwasserbereitung mittels direkt PV-versorgter Elektroheizpatrone im Warmwasserspeicher.