26.03.2021

„Ich war von Anfang an begeistert und dachte an die Zukunft.“

2020 wurden in Deutschland 184.000 neue Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 4,9 Gigawatt installiert. Das sind 1,1 GW mehr als im Vorjahr. Mit einem Plus von 99 % zog die Nachfrage besonders stark bei Eigenheimbesitzern an. Unser Technischer Berater Dr. Uwe Borchert hat seit 10 Jahren eine PV-Anlage auf dem Dach. Derzeit speist er den erzeugten Strom zwar noch ein. Sobald die Förderung 2025 ausläuft, möchte er den Strom allerdings selbst nutzen und sich auch einen Speicher zulegen.  Im Interview erzählt er, wie nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Unternehmer mit der eigenen PV-Anlage jede Menge CO2 und Kosten einsparen können.

 


Uwe Borchert befreit seine 2,8 kWp-große PV-Anlage vom Schnee (Foto: Privat)

 

MVeffizient: Herr Borchert, Sie betreiben eine PV-Anlage auf Ihrem Dach. Wann haben Sie sich zu dem Kauf entschieden und warum?

Dr. Uwe Borchert: Habe ich zunächst gar nicht. Die Anlage war auf dem Gebrauchthaus, und somit habe ich sie übernommen. Aber ich war von Anfang an begeistert und dachte an die Zukunft. Wenn die Einspeisevergütung Ende 2025 auslaufen würde und ich meinen Stromverbrauch sehe, war klar, dass ich einen Großteil dieses Stromverbrauchs mit der Anlage decken könnte.

MVeffizient: Welche Leistung hat die Anlage, wie viele Kilowattstunden produziert sie im Jahr und wie viel CO2 vermeiden Sie damit?

Dr. Uwe Borchert: Die Anlage hat eine Leistung von 2,8 kWp und produziert im Jahr mindestens 2.532 bzw. maximal 3.072 Kilowattstunden, im Schnitt also 2.790 Kilowattstunden im Jahr. Über die letzten 15 Jahre gerechnet hat die Anlage also knapp 41.000 Kilowattstunden sauberen Strom ins Netz eingespeist. Je Kilowattstunde wurden damit zwischen 610 und 401 Gramm CO2 eingespart; insgesamt also über 20 Tonnen.

MVeffizient: Nun speisen Sie ja aufgrund der hohen Einspeisevergütung, die es zu der Zeit noch gab, Ihren Strom ins Netz ein. Was haben Sie vor, wenn die Förderung nach dem EEG für Ihre Anlage 2025 ausläuft?

Dr. Uwe Borchert: Damals war das aufgrund der hohen Anschaffungskosten sicherlich ein Muss für Anlagenbetreiber, sämtlichen erzeugten Strom einzuspeisen und eine höhere Vergütung zu kassieren, als der bezogene Strom kostete. Inzwischen sind aber Module wesentlich preiswerter geworden, sodass die Auslegungsstrategie für die Größe der Anlage eindeutig in Richtung Eigenverbrauch zeigt. Wenn ich meinen Strompreis beim Versorger (aktuell 29,7 Cent/kWh) mit den aktuellen Stromgestehungskosten einer PV-Anlagen (7-11 Cent/kWh) vergleiche, dann ergibt sich da mindestens eine Differenz von 17 Cent je Kilowattstunde, die ich einsparen kann. Das lohnt sich dann natürlich nicht nur für Eigenheimbesitzer. Auch Unternehmen zahlen im Schnitt einen Strompreis von 23 Cent je Kilowattstunde und können mit einer PV-Anlage jede Menge Geld sparen.

Also für uns steht fest: Nach der Förderdauer der zugesicherten Einspeisevergütung bleibt die Anlage auf dem Dach. Unser nächstes und einziges Familienauto wird sehr sicher ein E-Fahrzeug sein. Die PV-Anlage wird zwar wesentlich mehr Strom produzieren, als wir verfahren werden, aber für die Fahrenergie des Autos soll die PV-Anlage auf jeden Fall genutzt werden.

 


PV-Anlagen werden bei Eigenheimbesitzern immer beliebter. Auch unser Technischer Berater erzeugt mit
sauberer Solaranlage sauberen Strom (Foto: Privat)

 

MVeffizient: In der Regel passt die Stromerzeugung der PV-Anlage ja nicht zum Stromverbrauch bzw. zur Lastkurve. Da lässt sich dann viel über Lastverschiebung regeln. Im Privathaushalt stellt man dann z. B. Wasch- und Geschirrspüler an, lädt Akkus oder das E-Mobil auf, wenn die Sonne scheint. Wie muss man sich das in einem Unternehmen vorstellen?

Dr. Uwe Borchert: Das ist auf jeden Fall ein Thema. Es ist aber keine große Umstellung. Lastverschiebung können wir sogar ohne aufwendige Softwarelösungen realisieren. Wir schauen auch jetzt schon, ob es wirklich sein muss, den Wäschetrockner zu starten: Wenn sich schönes Wetter ankündigt, nutzen wir ja zum Wäschetrocknen auch lieber die indirekte Sonnenenergie, indem wir die Wäsche draußen aufhängen. Auch Unternehmen können ihre Lasten, wie z. B. Kälteerzeugung, Klimatisierung, Belüftung und Wärme zum Teil um bis zu 100 % so verschieben, dass sie perfekt zur Erzeugungskurve einer PV- oder Windkraftanlage passen. Das hängt sowohl von den technischen Möglichkeiten, aber auch vom Verhalten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Um Energieverluste zu vermeiden, müssen wir alle mitmachen.

MVeffizient: Laut einer aktuellen Pressemitteilung des Bundesverband Solarwirtschaft schafft sich mittlerweile jeder Zweite beim Kauf einer PV-Anlage auch gleich einen Speicher an, um die Nutzung des Sonnenstroms weiter zu maximieren. Käme das auch für Sie in Frage?

Dr. Uwe Borchert: Ja, ganz klar. Über die Kapazität muss ich mir noch ein paar Gedanken machen. Dazu gehört u. a., zu wissen wie viel jede einzelne Last im Haus für die Durchführung benötigt und wie lange. Ich muss also meinen Lastgang kennen und noch besser, den der einzelnen Verbraucher. Dadurch kann ich in einen möglichst kleinen und damit nicht ganz so teuren Speicher investieren.