07.10.2020

„Adsorptionskältemaschinen reduzieren die Stromrechnung drastisch.“

Abwärme fällt in nahezu jedem Unternehmen an. Oft bleibt sie jedoch ungenutzt und ein gewaltiges Einsparpotenzial in Sachen Kosten und CO2 wird verschenkt. Z. B. lässt sich mit Abwärme Kälte erzeugen und so der Strom, der für herkömmliche Kältemaschinen notwendig ist, einsparen. MVeffizient hat mit Sören Paulußen von der Invensor GmbH über die sinnvolle Nutzung von Abwärme mit Hilfe einer Adsorptionskältemaschine gesprochen.

 


Sören Paulußen, Geschäftsführer Invensor GmbH

 

MVeffizient: Was ist eine Adsorptionskältemaschine und was unterscheidet sie von herkömmlichen Kältemaschinen?

Sören Paulußen: Herkömmliche Kältemaschinen verwenden als Antriebsenergie Strom. Bei hohen Kälteleistungen ist der Stromverbrauch dafür sehr groß, so dass die Stromrechnung des Verbrauchers stark in die Höhe geht. Eine Adsorptionskältemaschine hingegen erzeugt Kälte, in dem sie als Antriebsenergie kostenlose Abwärme nutzt. Somit reduziert sich die Stromrechnung des Verbrauchers für die Kälteerzeugung drastisch. Dabei kann Abwärme z. B. aus Produktionsprozessen, von Blockheizkraftwerken (BHKWs) oder z. B. von bestimmten Servern genutzt werden. Insbesondere die Kombination von Sorptionskältemaschinen und BHKW ist in vielen Fällen energetisch und wirtschaftlich interessant. In der dann sog. Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) liegt der Vorteil für die Umwelt und die Kosten für den Verbraucher in der kombinierten Erzeugung von Strom, Wärme und Kälte in einem System.

MVeffizient: Wann und für welche Unternehmen macht die Anschaffung einer Adsorptionskältemaschine Sinn?

Sören Paulußen: Unternehmen sollten sich den Einsatz einer Adsorptionskältemaschine einmal durchrechnen lassen, wenn sie über viele Stunden im Jahr Kälte benötigen. Gerade in der Industrie ist dies oft der Fall, da Maschinen meist im Mehrschicht-Betrieb gefahren werden und somit hohe Laufzeiten bei der Kühlung verursachen. Ein „Muss“ ist der Einsatz z. B. für kunststoffverarbeitende Unternehmen oder in Serverräumen, da hier die Kältemaschinen fast „rund um die Uhr“ laufen. Die Einsparungen können hier mehr als 70 Prozent betragen.

MVeffizient: Welche Energieeinsparungen sind mit einer Adsorptionskältemaschine möglich?

Sören Paulußen: Mit einer Adsorptionskältemaschine sind Energiekosteneinsparungen von über 70 Prozent möglich. Dies trifft auch auf eine BHKW-Adsorptionskälte-Kombination (KWKK) zu, da der zusätzliche Gasverbrauch des BHKWs (Energieeinsatz) zwar Mehrkosten auf der Gasseite verursacht. Die Einsparungen durch die selbst erzeugten Strom-, Wärme- und Kältemengen übersteigen aber die Gaskosten bei Weitem, so dass das System deutliche Gesamtkosteneinsparungen ermöglicht. Die Einsparungen sollten sich Unternehmen für ihren speziellen Einsatzfall individuell ausrechnen lassen.

MVeffizient: Entsteht im Betrieb einer Adsorptionskältemaschine auch Abwärme und wie kann diese wiederum genutzt werden?

Sören Paulußen: Ja, der sogenannte „Energieerhaltungssatz“ gilt auch bei Adsorptionskältemaschinen. Daher wird auch hier Abwärme frei. Da Sorptionskältemaschinen bereits eine Stufe der Abwärmenutzung sind, muss im Einzelfall geprüft werden, ob diese z. B. zur Brauchwasservorwärmung genutzt werden kann.

MVeffizient: Gibt es Fördermittel für Ihre Anlagen?

Sören Paulußen: Ja, es gibt verschiedene Förderprogramme. Teilweise fördern diese speziell Sorptionsanlagen, teilweise wird generell Abwärmenutzung für industrielle Prozesse gefördert. Die Förderung sollte in jedem Projekt berücksichtigt und die Fördermittel genutzt werden.

 

Verfasst von: Kerstin Kopp